27.05.2020

Das Allgäu – Meine Herzensheimat

Dass das Allgäu mehr zu bieten hat als eine beeindruckende Gebirgslandschaft, weiß unsere Autorin Nicola Förg.

Still liegt der Niedersonthofener See im Waldgürtel, behäbig das Dorf Niedersonthofen – und dann geht’s aufwärts. Mit jedem Höhenmeter wird es friedvoller, das Bergstätt-Gebiet zwischen Immenstadt und dem Hauchenberg ist etwas, das immer an meiner Seele rührte – und rührt, gerade weil die Oberallgäuerin nun im Ostallgäu lebt.

Hoch hinaus in die Stille

Und endlich! – Diepolz, auf 1000 Metern gelegen, ganz „obadoba“, der Blick geht weit zum Grünten hinüber und hinein in die Nagelfluhkette. Es sind nicht unbedingt die dramatischen Felsenberge, hier gibt es Hügel und Höcker, Tobel und Waldschluchten, neue Grasbuckel mit kleinen Kreuzen, wieder eine scharfe Kurve, wo sich ein Sträßchen wie eine Achterbahn hinunterstürzt. So eine Landschaft macht nicht gesprächig, auch nicht großspurig.

Ein Bauernhof mitten im Museum

Auch die Menschen sind es nicht. Richard Wiedemann ist Deutschlands höchster Museumsbauer, als das Allgäuer Bergbauernmuseum 2002 neu eröffnete, hätte der Richard sonst mit der Landwirtschaft wohl aufgehört. „Sein“ Museum lässt eine ihrer Hörner beraubte Kuh sagen: „Mir ist das peinlich. Hörner sind doch eine sehr persönliche Angelegenheit.“ Richards Hof ist Teil des Museums, seine Kühe wurden lebendes Inventar und der Richard „kann Museum“, er kann es mit den Menschen und dem lieben Vieh.

Auf den Spuren des Allgäuer Käse

Und manchmal, wenn der Tag sich anschickt, ruhiger zu werden, sitzen wir dann auf der Höfle-Alpe, hier gibt es den weltbesten Bergkäse von der Sennerei Diepolz, die silofreie Milch von kleinen lokalen Bauern zum Gold des Allgäus verarbeitet. Dem großen Käsepionier Carl Hirnbein ist ein Wanderweg gewidmet, dem Mann, der „dettmoals“ den Wechsel vom Flachsanbau zur Milchwirtschaft vorantrieb, vom blauen zum grünen Allgäu!

Weite Ausblicke und eine Reise in die Kindheit

Der Weg liegt jenseits des Hauchenbergs, eines Höhenrückens, der mit dem Aussichtsturm in 1250 Metern gipfelt. Auch am Hauchenberg eingebettet: die Lohweggrotte – ich war da immer zu Weihnachten mit meiner Frau Mama. Echte Heimat, Herzensheimat und sobald es geht, werde ich auf den (Bergwiesen-)Matten stehen … und Richards „Schofla“, also die Weißen Bergschafe des Museums, streicheln!

Nicola Förg ist Reisejournalistin und Krimiautorin. Ihre Alpenkrimis sind Bestseller. Die Tierfreundin unterhält in Prem im Allgäu einen Ponyhof.

Reise-Info: So urig ist das Allgäu

Anreise: Vom Bahnhof Immenstadt aus gibt es Busverbindungen der RVA Oberallgäu

Sehenswertes/Tipps: Das Allgäuer Bergbauernmuseum thematisiert Aspekte des Bergbauernlebens: die Unbill der Steillagen, Handwerk im Winter etc. Die Sennerei Diepolz erzeugt auf über 1000 Metern Höhe Käsespezialitäten, frische Butter und Joghurt aus Heumilch. Die Lädine Santa Maria Loreto befährt den Großen Alpsee.

Schlafen und Schlemmen: Das Wirtshaus Lustiger Hirsch in Akams bietet auch Zimmer und Ferienwohnungen – urig, regional und lecker! Ein aussichtsreicher Traumort ist das Burg-Café Werdenstein.

Nähere Auskünfte erteilt die Alpsee-Grünten Tourismus GmbH.