01.04.2016

Schwäbische Bäderstraße – Rad und Bad

Der Schwäbische Bäderradweg führt über rund 250 Kilometer vom Bodensee bis ins Allgäu. Die Route verknüpft die wichtigsten Bade- und Kurorte dieser Region. Und so heißt es nach jeder Etappe: runter vom Sattel, rein ins Thermalwasser.

Schön war die Radtour. Geruhsame 50 Kilometer an blühenden Wiesen entlang, leichte Anstiege auf sanfte Hügel, vorbei an unberührten Naturseen und durch herausgeputzte Dörfer. Schön ist es jetzt, die Etappe hinter sich zu haben und die strapazierten Muskeln im belebenden Thermalwasser zu regenerieren. Und anschließend den Tag im gemütlichen Gasthof mit schwäbischen Spezialitäten, Maultaschen oder Rostbraten mit Kässpätzle, ausklingen zu lassen.

Noch ist die Radtour ein Geheimtipp

 

Appetit bekommen auf Radeln, Baden und Schlemmen? Dann ist eine Velotour an der Schwäbischen Bäderstraße das Tüpfelchen auf dem i. Der Bäderradweg schlängelt sich auf abwechslungsreichen 250 Kilometern vom Bodensee bis ins Allgäu. Er gilt als Geheimtipp: Denn noch bewegen sich die Radler nicht in langen Kolonnen auf den vorwiegend geteerten und gut beschilderten Radwegen, die immer  abseits von Verkehrsstraßen verlaufen. Noch findet der Radwanderer am Abend ganz ohne Stress sein Zimmer im Gasthof. Noch unterschätzen allerdings auch Hoteliers das Potenzial des Radtourismus. Einen Gepäcktransport von Gasthof zu Gasthof, wie es in anderen Radhochburgen durchaus üblich ist, sucht der leidtragende Lastenschlepper auf dem Rad hier meist vergebens.

Und täglich grüßt ein anderes Badeerlebnis

 

Als Entschädigung dafür heißt die tägliche Belohnung – ab ins Bad. Denn die Route streift neun Kurorte, sieben davon mit Thermalbädern. Wer nach erbrachter Leistung auf dem Sattel seine Eindrücke von Landschaft und Kultur ganz entspannt im Geiste sortierten möchte, kann das rücklings auf einer Sprudelliege im wohlig warmen Wasser tun. Und ein paar Runden zu schwimmen fördert zusätzlich Gesundheit und Wohlbefinden.


Fünf Tage sollten Radler mindestens einplanen, um auch genügend Zeit für die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke vom Schwäbischen Meer, wie der Bodensee auch genannt wird, über das Oberschwäbische Hügelland, vorbei an wildromantischen Ried- und Moorlandschaften bis zur großartigen Bergkulisse des voralpenländischen Allgäus zu haben. Noch besser sind zwei Tage mehr, dann kann jeder Badetempel auf der Strecke ausgiebig genossen werden. Tagesausflügler, die nur auf einem Abschnitt des Bäderradwegs  auf Entdeckungsreise gehen, haben die Qual der Wahl: Überlingen, Bad Saulgau, Bad Buchau, Bad Schussenried, Aulendorf, Bad Waldsee, Bad Wurzach, Bad Grönenbach und Bad Wörishofen heißen die Perlen auf der Strecke. Und welche soll es sein?

Von Überlingen bis nach Bad Wörishofen – Sieben Thermalbäder sind auf der Route

 

Doch zurück zu den Thermen: Da ist zunächst einmal die Bodensee-Therme in Überlingen zu erwähnen. Sie liegt direkt am See, ihre Badebecken sind der Seeseite zugeneigt. Alleine der Ausblick auf die Insel Mainau und die Alpenkette auf der gegenüberliegenden Uferseite ist Wellness für das Auge. Und Gäste im Saunagarten springen von dort direkt in den See, er ist das natürliche Abkühlungsbecken.

Das Schwefelbad in Bad Saulgau

 

In Bad Saulgau erholen sich müde Muskeln im wärmsten Schwefelbad Baden-Württembergs, der Sonnenhof-Therme. Sieben Innen- und Außenbecken, zwei Dampfbäder und eine Saunawelt mit Blockhaussauna bietet die Wellnesszone. Schmerzlindernd und heilungsfördernd auf den Organismus ist das kostbare Nass in der Adelindis-Therme in Bad Buchau. Aus einer Tiefe von 800 Metern sprudelt das noch 47 Grad Celsius heiße Heilwasser aus der Erde.

Ein besonderes Badeerlebnis bietet Aulendorf

 

In Aulendorf ist das Baden bei Dunkelheit ein besonderes Erlebnis. Denn dann ist unter der großen, gläsernen Glaskuppel der Schwaben-Therme alles bezaubernd illuminiert. Und tagsüber  bei angenehmen Außentemperaturen öffnet sich ein Teil des Kuppeldachs. 

In Bad Waldsee vom "Trockenradeln" zum Aquabiking

 

Radeln unter Wasser? In Bad Waldsee kein Problem. Aquabiking schont die Gelenke, der Kalorienverbrauch ist noch höher als beim herkömmlichen Radeln. In der Waldsee-Therme kann es ausprobiert werden, natürlich muss dafür nicht das eigene Rad herhalten. Mit über 65 Grad Celsius sprudelt das fluorid- und schwefelhaltige Wasser aus einer Tiefe von fast 2000 Metern aus der Quelle, in den vier Innen- und den zwei Außenbecken sind die Temperaturen auf angenehme 28 bis 37 Grad heruntergekühlt.

Moorbäder in Bad Wurzach

 

Warum ist das Ried die Schatzkammer von Bad Wurzach? Das erklärt sich spätestens dann, wenn der Besucher in der Vitalium-Therme in einen Holzzuber eintaucht, gefüllt mit dem "schwarzen Gold", einem Moorbad. Die Körpertemperatur steigt ganz allmählich um zwei Grad an, das künstliche Fieber hat Heilwirkung und das Moorbad ist so anstrengend wie eine Etappe auf dem Radweg. Wer auf ein Bad im historischen Holzzuber verzichtet, findet in der Vier-Sterne-Therme genügend Möglichkeiten zur Erholung.

Der Federsee bei Bad Buchau

 

Willkommen in der Welthauptstadt der Kneipp-Kur heißt es in Bad Wörishofen. Die Therme dort ist ein Südseeparadies, denn Palmen säumen den Badebereich unter einem überdimensionierten Glasdach. Das Thermalwasser ist fluorid- und jodhaltig und bekommt eine besonders wohltuende Wirkung bescheinigt.


Aus landschaftlicher Sicht bekommen Bad Buchau und Bad Wurzach ihr eigenes Kapitel; denn hier spielt das Thema Moor die Hauptrolle. Der Federsee in Bad Buchau liegt inmitten des größten Moorgebietes im deutschen Südwesten. Über einen rund 1,5 Kilometer langen Holzsteg gelangen Gäste etwa einen Meter über dem sumpfigen Moorgrund durch Schilf und Feuchtwiesen bis zur Aussichtsplattform im See. Geschützt durch das Schilf ist der See ein wichtiges Brutrevier für Vögel und Fische. Ein weiterer Höhepunkt ist das Federseemuseum und das zugehörige Steinzeitdorf. Zwölf authentisch rekon-struierte und begehbare Häuser aus der Stein- und Bronzezeit bieten nicht nur Hobby-Archäologen einen plastischen Eindruck vom Leben der Menschen vor über 6000 Jahren. Seit dem Jahr 2011 zählen die Pfahlbauten zum UNESCO-Weltkulturerbe, denn nirgendwo sonst in Europa liegen so gut erhaltene prähistorische Moorsiedlungen so dicht beieinander.

Bad Wurzach lockt mit der größten intakten Hochmoorfläche

 

Eine Natur-Schatzkammer erwartet die Besucher in Bad Wurzach. Das Wurzacher Ried ist die größte intakte Hochmoorfläche Mitteleuropas. Auch hier entführt ein Spaziergang auf Holzbohlen in eine geheimnisvolle Eiszeitlandschaft. Wer mehr über Moore und ihre Wirkung auf Flora und Fauna erfahren möchte, wird in der Erlebnisausstellung „Moor Extrem“ bestens bedient. Den Museumsmachern ist es gelungen, die ökologischen Zusammenhänge innerhalb einer Moorlandschaft  spannend und spielerisch darzustellen und es Laien mit allen Sinnen erleben zu lassen.

Bad Schussenried – Eine Stadt in der schwäbischer Barock …

 

Pure Sinnesfreude vermittelt auch das Schwäbische Barock. Ein herausragendes Meisterwerk dieser Epoche erlebt der Besucher im Kloster in Bad Schussenried. Die ehemalige Reichsabtei war im zwölften Jahrhundert das Chorherrenstift des Prämonstratenser-Ordens. Ganz wichtig im Alltag der Ordensbrüder waren das stündliche Gebet, die Lehre und das Buch. Und diesem Umstand ist es zu verdanken, dass im Kloster eines der wichtigsten Kulturdenkmäler des oberschwäbischen Barocks die Besucher ehrfürchtig den Kopf erheben lässt. Es ist das Deckengemälde im Rokoko-Bibliotheksaal. Das Fresko, Mitte des 18. Jahrhunderts vollendet, zeigt vier Wege auf, in die göttliche Weisheit führen kann. Eine weitere Kostprobe der Pracht im Barock ist ein paar Pedalumdrehungen weiter in Steinhausen zu bewundern. Dort steht eine der schönsten Dorfkirchen, manche behaupten sogar, die schönste Dorfkirche der Welt.  Auch ihre Berühmtheit verdankt die Wallfahrtskirche ihren Deckenfresken. Übrigens: Ein Bummel in den Gassen der Altstadt von Bad Saulgau ist ein kleiner Ausflug in Stilepochen. Die Architektur der Stadtkirche St. Johannes Baptist zeigt zum Beispiel Merkmale aus der Romanik, der Gotik und dem Barock.

… auf die Kunst des Bierbrauens trifft

 

Genug vom kirchlichen Barock, auch weltlichen Dingen ist der Schwabe nicht abgeneigt. So versteht sich dieser Menschenschlag durchaus in der Kunst des Bierbrauens. Bad Schussenried genießt als Bierstadt einen Ruf weit über Oberschwaben hinaus – und in der Schussenrieder Erlebnisbrauerei ist das weltweit einzige Bierkrugmuseum beheimatet. Die Sammlung weist mehr als 1200 historische Krüge auf, die ältesten Exemplare stammen aus dem 16. Jahrhundert. In der urgemütlichen Brauereigaststätte lassen sich die Bierspezialitäten des Hauses aufs Trefflichste mit der schwäbischen Küche verbinden. Und ein paar Kilometer weiter, in Aulendorf, lebt nach einer vier Jahrzehnte langen Durstpause die über 300-jährige Brautradition wieder auf. Braumeister Florian Angele stellt in einem Säulentrakt des Aulendorfer Schlosses unfil-trierte, naturreine Biere her, die er mit feinstem Tettnanger Aromahopfen würzt. Die Rezepturen waren schneller gefunden als ein griffiger Markenname. "Reibolf" (ein Geistesblitz seiner Partnerin), ist Flo-Bier rückwärts gelesen. Wer es probieren will, ist in der Schlossbrauerei willkommen. So manch ausgetrocknete Radfahrerkehle hat er mit dem feinen Bräu vor dem Verdursten gerettet.

Touristische Informationen

 

Anreise: Wer in Überlingen die Tour beginnt, reist mit dem Auto die A 81 in Richtung Singen/Konstanz. Am Autobahnkreuz 40 Hegau rechts halten und der A 98 Richtung Lindau/Friedrichshafen/Stockach folgen. Dann auf die Bundesstraße 31 nach Überlingen. Oder die Autobahn A 96 München–Lindau, und dann Bundesstraße 31 Lindau/Überlingen/Freiburg. Für Bahnreisende: Überlingen Bahnhof. Wer in Bad Wörishofen startet, wählt die A 96 München–Memmingen, Ausfahrt Bad Wörishofen. Für Bahnreisen: Bad Wörishofen hat einen Bahnhof im Ort, von dem es Direktverbindungen nach Augsburg gibt.


Thermalbäder: Überlingen: www.bodensee-therme.de; Bad Saulgau: www.sonnenhof-therme.de; Bad Buchau: www.adelindistherme.de; Aulendorf: www.schwaben-therme.de;  Bad Waldsee: www.waldsee-therme.de; Bad Wurzach: www.vitalium-therme.de; Bad Wörishofen: www.therme-badwoerishofen.de 


Außerdem Sehenswert: Das Erwin-Hymer-Museum in Bad Waldsee lädt zu einer Entdeckungstour durch die Geschichte und Gegenwart des mobilen Reisens ein. Mehr als 80 historische Wohnwagen und Reisemobile haben hier ihr Zuhause. www.erwin-hymer-museum.de
Das Automobilmuseum des verstorbenen Journalisten Fritz B. Busch in Wolfegg hat mehr als 200 Oldtimer in seiner Sammlung. www.automuseum-busch.de 


Weitere Infos: Einen Prospekt mit Routenvorschlägen, Übernachtungsmöglichkeiten und Rad-Service-Verzeichnis ist bei der Schwäbischen Bäderstraße, Kur- und Touristik Überlingen, Landungsplatz 5 in 88662 Überlingen, Tel. 07551 947 15 22 zu bekommen. www.schwaebische-baederstrasse.de